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Bericht aus dem Gemeinderat | MAI 2023


Teile einer Heizungssteuerung liegen auf einem Bauplan„Ich habe wenig Bedenken, dass man Sandhausen bis 2045 klimaneutral beheizt kriegt.“ Mit dieser Prognose beendete Susanne Ochse von der seit 1984 in Leimen ansässigen GEF-Ingenieur AG ihre Präsentation der Zwischenergebnisse in Sachen „Kommunale Wärmeplanung“ (KWP) für die drei Kommunen Leimen, Nußloch und Sandhausen. Doch zunächst hielt sie fest, dass das Ziel der seit 2020 in Baden-Württemberg für Großstädte und große Kreisstädte verpflichtend vorgeschriebenen KWP darin bestehe, Erkenntnisse zu folgenden Fragen zu liefern: Wie kann wo im Jahr 2045 klimaneutral geheizt werden, welche Potenziale für dekarbonisierte Wärme gibt es wo in der Kommune, welche Leitungsinfrastrukturen werden mittel- und langfristig benötigt?

In Sandhausen, berichtete Susanne Ochse weiter, liege die Projektleitung in den Händen von Teresa Schlemmer und Dr. Werner Krause, Ortsbaumeister Benjamin Wiegand sei Mitglied der Steuergruppe. Unterteilt werde die KWP in eine erste Phase samt Bestandsaufnahme, Potenzialanalyse sowie einer Fachrecherche und Perspektive zum Gasnetz. Letzteres geschehe vor dem Hintergrund, dass noch unklar sei, ob es erneuerbare Gase geben werde und ob dementsprechend eher strom- oder gasbasiert zu kalkulieren sei. Am Ende dieser ersten Phase stehe jedenfalls die Festlegung des Szenarios für die KWP. In der zweiten Phase werde dann ein Zielszenario entwickelt sowie ein Strategie- und Maßnahmenkatalog und Energiekennwerte erstellt. Laut dem aktuellen Energieatlas des Rhein-Neckar-Kreises gibt es nach Susanne Ochse in Sandhausen 3.500 beheizte Gebäude, in Leimen 5.000 und in Nußloch 2.700. Zur „Gebäudetypologie“, also der Unterscheidung in Nichtwohngebäude, Einfamilienhaus, Doppelhaus, Reihenhaus und Mehrfamilienhaus, merkte sie an, dass in Sandhausen vorwiegend Einfamilienhäuser sowie Doppel- und Reihenhäuser vorhanden seien und „nur an einigen Ecken auch Mehrfamilienhäuser“.

In allen drei Kommunen belaufe sich die Endenergie auf alles in allem 394 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a). In Sandhausen auf 113 GWh/a, in Leimen auf 197 GWh/a und in Nußloch auf 84 GWh/a. Nun gehe es darum, in Abstimmung mit den drei Kommunen den Wärmebedarf bis 2045 in Fünf-Jahres-Schritten um 30 Prozent herunterzufahren. Gleichfalls zur Bestandsaufnahme zähle zum einen die Prüfung, „wo Wärmenetze vorhanden sind“. In dieser Hinsicht nannte Susanne Ochse das Nahwärmenetz Große Mühllach mit gut 300 Kunden. Und zum anderen die Prüfung des Gasnetzes, die ergeben habe, dass dieses in Sandhausen zum Großteil erst ab 1980 verlegt worden sei und daher nicht bis 2030 ausgetauscht werden müsse. Dass die Restnutzungsdauer des Sandhäuser Gasnetzes im Mittel bei 76,9 Jahre liege, nahm sie zum Anlass für dieses Fazit: „Hier ist es entspannt.“ Und leitete umgehend zur Potenzialanalyse über, die aufzeige, dass Sandhausen insgesamt über ein Wärmepotenzial in Höhe von 59 GWh/a verfüge. Hiervon könnten zehn GWh/a aus der Solarthermie gewonnen werden, 45 GWh/a aus Erdwärmesonden und vier GWh/a aus Biomasse. Hinzu komme noch das Potenzial der Abwärme aus dem Klärwerk, das die Heidelberger Stadtwerke auf 24 GWh/a einschätzten. Letzten Endes war es dann die Gegenüberstellung dieser Zahlen mit dem derzeitigen Wärmeverbrauch von 113 GWh/a und dem angestrebten Wärmeverbrauch im Jahr 2045 von 80 GWh/a, die Susanne Ochse zur eingangs zitierten Prognose veranlasste.

Namens der SPD-Fraktion dankte ihr der Vorsitzende Thorsten Krämer für einen „sehr verständlichen Vortrag“. Dies verband er mit der Anmerkung, dass der Ukrainekrieg eine Zäsur gewesen sei, die „uns wieder sehr deutlich gezeigt hat, wie abhängig wir von Rohstoffen sind und wie schlau es gewesen wäre, wenn wir uns früher selbständig gemacht hätten“. Nun habe dies zu gelten: „Jede Energie, die nicht verbraucht wird, ist eine gute Energie.“

GAL-Fraktionsvorsitzender Ralf Lauterbach (GAL) wollte von Susanne Ochse unter anderem wissen, ob es Einflussmöglichkeiten der Kommunen gebe, bei der KWP schneller voranzukommen. Die so Gefragte antwortete ihm, dass man zwar mit Blick auf den Klimawandel immer probieren sollte, schneller zu sein. Andererseits sei man allerdings ein Teil von Deutschland. Und wenn hier zwar alle dämmen, aber noch nichtklimaneutralen Strom von außen beziehen würden, seien eben auch 90 Prozent Klimaneutralität gut.

FDP-Gemeinderat Georg Diem interessierte sich wiederum dafür, wieviel Energie das Zementwerk und die Kläranlage liefern könnten. Bei der Kläranlage seien es die bereits von ihr erwähnten 24 GWh/a, doch gehöre diese nicht allein Sandhausen, so die Replik von Susanne Ochse. Noch erarbeitet würden hingegen die Zahlen für die „Industrielle Abwärme“ aus dem Zementwerk. Schlussendlich sprach sich Georg Diem dafür aus, danach zu schauen, ob Wärmepumpen nicht günstiger seien als der Ausbau des Fernwärmenetzes.

Wahl der Schöffinnen und Schöffen

Geradezu rasant abgehandelt und einstimmig beschlossen wurde der von der stellvertretenden Hauptamtsleiterin Iris Scheffczyk erläuterte „Tagesordnungspunkt „Wahl der Schöffinnen und Schöffen für die Geschäftsjahre 2024 bis 2028 - Bestätigung der Vorschlagsliste“. Nur SPD-Gemeinderat Jonas Scheid meldete sich zu Wort und bescheinigte den Bewerberinnen und Bewerbern, eine „ehrenvolle Aufgabe für unseren Rechtsstaat“ zu erfüllen.

Umbau und Erweiterung BWT-Stadion

Kaum minder zügig war die Abhandlung des Tagesordnungspunktes „Umbau und Erweiterung des bestehenden BWT-Stadions in 3 Bauabschnitten“, in dem es nach Benjamin Wiegand „lediglich um bauplanerische Parameter“ ging. Demnach bestehen die drei Bauabschnitte aus der Überdachung der vorderen Sitze der Nordtribüne 1, dem Umbau und der Erweiterung der Haupttribüne sowie dem Neubau einer VIP-Sitzplatztribüne anstelle bisheriger Stehplatztribünen. Wichtig war Bürgermeister Hakan Günes in dieser Sache folgender Hinweis: „Auch wenn das Einvernehmen erteilt wird, ist für die Umsetzung der Baumaßnahme zunächst die privatrechtliche Neuordnung der Grundstücksgrenzen sowie eine Anpassung des Pachtvertrages mit dem SVS erforderlich.“ Allerdings werde die notarielle Umsetzung der Neuordnung der Grundstücksgrenzen erst umgesetzt, wenn der „SVS sowie der Tennisclub Sandhausen eine einvernehmliche Vereinbarung getroffen haben, die das nachbarrechtliche Miteinander sowie den Ausgleich für die durch die Haupttribünenerweiterung einhergehenden Nachteile regeln“.

SPD-Gemeinderat Thomas Schulze erinnerte daran, dass die Größe der Tribüne bereits „konfliktträchtig“ zwischen dem SVS und dem Tennisclub gewesen sei. Nun sei es wichtig, dass zwischen den beiden Vereinen Einigkeit herrsche und es „nicht einen Profiteuer und einen Leidtragenden gibt.

Dass die Erweiterungsmaßnahmen unter Umständen „verbranntes Geld“ sein könnten, gab GAL-Gemeinderat Lukas Öfele zu bedenken. Und zwar dann, wenn der SVS nicht nur nicht wieder aufsteigt. Sondern sogar ein weiteres Mal absteigt. Er zählte dann auch zu jenem gemeinderätlichen Trio, das sich bei der Abstimmung der Stimme enthielt.

Fragestunde

In den anschließenden Fragestunden der Gemeinderäte und der Bürgerinnen und Bürger ging es unter anderem darum, wie es aktuell um das örtliche Jugendforum bestellt ist, um den Ausbau der BAB5 und den Neubau der Güterbahntrasse, die Unterstützung für das Heidelberger Frauenhaus, Baumfällungen, das laut einer Bürgerin „schlecht kommunizierte“ Lège-Cap Ferret-Jubiläumsfest, grünen Wildwuchs, die Nichteinhaltung von Verkehrsvorschriften und die Anbringung von Hundekottütenspendern.

Redakteur / Urheber
Werner Popanda (Freier Mitarbeiter)