Neuigkeit
Eva Maria Eichler erste Ehrenbürgerin
Die Gemeinde Sandhausen hat einen neuen Ehrenbürger – es ist erstmals eine Frau: Eva Maria Eichler erhielt die höchste Auszeichnung der Hopfengemeinde aus den Händen von Bürgermeister Hakan Günes, der auch im Namen des Gemeinderats die enorme Leistung nach 43 Jahren im Gemeinderat würdigte. Im festlichen Rahmen in der Turn- und Festhalle hob Günes das beispielhafte Engagement Eva Maria Eichlers hervor und bemühte in seiner Laudatio nicht irgendein Zitat, sondern Worte der Ehrenbürgerin selbst: „Ich bin sehr, sehr dankbar, dass wir in Sandhausen vor 57 Jahren eingezogen sind. Ich konnte hier so leben, wie es mich meine Eltern lehrten: Erstens, Mensch ist Mensch – egal, welche Hautfarbe oder Herkunft ein Mensch hat. Zweitens, mach alles mit Lust und Liebe. Drittens, kein Leben ist einfach – du hast keine Wahl. Entweder du wächst daran oder du gehst daran zugrunde.“ Und der neuen Ehrenbürgerin wurde von den vielen Gästen gleich doppelt gratuliert, der Tag der Verleihung überschnitt sich mit dem 85. Geburtstag Eva Maria Eichlers. Zum Wiegenfest gab es freilich eine große Torte.
Das Geburtstagsständchen übernahm derweil der Kinderchor der Theodor-Heuss-Grundschule unter der Leitung von Sybille Schwöbel-Sailer und von Rudi Sailer am Akkordeon begleitet. Das passte, denn der Nachwuchs hatte schon immer eine besondere Rolle für Eichler gespielt, ganz gleich, ob die gelernte Arzthelferin und Sekretärin beispielsweise jahrelang die Kinder im Kindergarten St. Elisabeth und auch im St. Josef betreute oder später, als die beiden Töchter in der Schule waren, sich als Vorsitzende des Elternbeirats am Friedrich-Ebert-Gymnasium ehrenamtlich einbrachte.
Bei der kommunalpolitischen Arbeit folgte sie ihrem Vater, der auch schon CDU-Mitglied war. Für den Ortsverband wurde Eva Maria Eichler erstmals 1980 in den Gemeinderat gewählt. Bis sie im vergangenen Dezember nach 43 Jahren ausschied, gehörte sie unzähligen Ausschüssen an und wirkte an den vielen Entscheidungen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger Sandhausens mit. Sie begleitete die Neubauten des Anne-Frank-Kindergartens, des Kindergartens Wirbelwind und des Kindergartens Abenteuerland ebenso wie die Neugestaltung des Lège-Cap-Feret-Platzes, die Erweiterung der Pestalozzischule, den Neubau von Sozialwohnungen oder die zweimalige Umgestaltung des Rathaus-Vorplatzes, um nur einige sichtbare Veränderungen zu nennen.
Neben der „sozialen Ader“ Eichlers, die auch auf die Sozialisation während der Nachkriegsjahre zurückging, betonte Bürgermeister Hakan Günes, dass die Ehrenbürgerin insgesamt vier Bürgermeistern zur Seite stand. In den Jahren 1980 bis 1984 sowie 1989 bis 1999 war Eichler Zweite Bürgermeisterstellvertreterin und in den Jahren 1999 bis 2023 wirkte sie als Erste Bürgermeisterstellvertreterin. Günes bedankte sich persönlich und war längst zum Du übergegangen.
Das Engagement Eva Maria Eichlers ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass sie mit ihrem Mann Dr. Siegfried Eichler in Sandhausen eine zweite Heimat fand. Ursprünglich aus Taucha nördlich von Leipzig stammend, führte der Weg nach der Flucht aus der DDR 1958 zunächst nach München und dann nach Ludwigshafen, wo ihr Mann als Chemiker eine Stelle antrat – doch die Luft ist in Sandhausen viel besser. Seit 1963 lebt Eva Maria Eichler in der Hopfengemeine, wo sie sich „durch ihr Handeln in einem besonderen Maß ehrenamtlich und uneigennützig in den Dienst der Allgemeinheit“ stellte, wie es in der Ehrenbürgerrechtsurkunde heißt.
Spontan stimmte Paul Däublin mit dem Alphorn ein „Hoch soll sie leben“ an. Und in seinem Grußwort für die Ratsfraktionen wiederholte Gemeinderat Uwe Herzog die Quintessenz der Ratsverabschiedung im Dezember: Eva Maria Eichler ist „ein Mensch, der Sandhausen liebt, der die Menschen in Sandhausen liebt: Das merkt man dir an, wie du auf die Leute zugehst, mit offenem Ohr und mit was für einem Lächeln auf den Lippen – so kann man ein Ehrenamt ausfüllen, mit so großer Liebe und Leidenschaft, wie du es in den Jahrzehnten getan hast“.
Eva Maria Eichler unterstrich in ihren Dankesworten unter anderem das besondere „Miteinander und Füreinander“ in Sandhausen, sodass man wahrlich nicht vereinsamen müsse.